Hamburger Abendblatt - 02.01.2014

 

Der Grieche Pinakas am Grindel: Scampis statt Gyros spezial

 

Das griechische Restaurant Pinakas am Grindelhof setzt auf raffinierte Hausmannskost und Vielfalt - und auf hochwertige Produkte und wenig Chichi auf den Tellern.

 

Keine leichte Lage hat sich das Pinakas ausgesucht. Gegenüber lockt das Weinbistro Neumann`s die Besserverdiener von Rotherbaum mit gehobener Küche und edlen Tropfen, links und rechts entlang des Grindelhofs reihen sich ein halbes Dutzend etablierter Italiener mit Nudeldiplom aneinander. Umso erfreulicher, daß sich der sympathische Grieche, der auf raffinierte Hausmannskost setzt, tapfer im Viertel hält - mit wachsender Besucherzahl. Manch halb leeren Abend entschädigt eine brummende Wochenendrunde.

 

Wer bislang dachte, griechisches Essen beschränke sich auf Gyros spezial mit Knoblauchfahne und einem überbackenen Fleischberg namens Moussaka, der sich noch drei Tage später im Magen bemerkbar macht, wird hier eines Besseren belehrt. Das Pinakas setzt auf hochwertige Produkte und wenig Chichi auf den Tellern. Nicht immer ist Fett der dominierende Geschmacksträger. Im Fall der Pommes griechische Art indes ist die Kombination aus Fett und Stärke ein Volltreffer: Streichholzdünn, goldgelb glänzend und mit kräftigem Salzüberzug kommt die Kartoffelbeilage auf den Tisch, von der man gern eine Extraportion ordert (3 Euro). Überhaupt wird der Besucher mühelos satt (und glücklich), wenn er sich auf die zahlreichen Vorspeisen beschränkt. Auf Aubergine mit Knoblauch in Tomatensauce (3,90 Euro), rauchig gegrillte Scampis (7,10 Euro), gefüllte und überbackene Champignons (4,20 Euro) und den rosafarbenen Klassiker Taramas (3,50 Euro), den sich auch Nicht-Fischliebhaber auf`s Brot (hier: Brötchen wie weich-warme Sofakissen) schmieren. Der Tisch erinnert zu diesem Zeitpunkt an ein kunterbuntes Winterpicknick.

 

Das im Pinakas stets eine Atmosphäre herrscht, die ein paar Grad wärmer ist als in manch einem der umliegenden Restaurants, ist auch den sympathischen Besitzern zu verdanken. Schon die Speisekarte wird mit einem Lächeln serviert, die Frage "Hat`s geschmeckt?" gehört zum Essen wie das Glas Wein (ca. 3,60 Euro), Schnaps und Nachtisch gehen bei größeren Runden auch mal aufs Haus. Und ist der Magen oft schon übervoll - wenn die hausgemachten Loukoumades, frittierte Honig-Teigbällchen, serviert mit Vanilleeis, erst mal auf dem Tisch stehen, langt jeder tüchtig zu. Vielleicht nimmt man sich zum Abschied vor, lässt man beim nächsten Besuch den Lammbraten aus. Oder den köstlichen Lachs vom Lavastein. Aber das wäre jammerschade.

(von Karolin Jacquemain)